Als Reaktion auf die extreme Wohnungsnot nach dem 1. Weltkrieg plante der Architekt und Siedlungsdezernent Ernst May zwischen 1924 und 1930 das Neue Frankfurt mit rund 15.000 Wohnungen.
Das Haus in Praunheim zeigt, wie flexibel und modern der angewandte Bauhaus-Stil auch heute noch ist. Da nur die Außenwände tragen, kann der Grundriss ganz neu organisiert werden. In diesem Fall wurde bereits vom Vorbesitzer das Bad ins Erdgeschoss und die Küche in den Wohnbereich verlegt. So entstanden im Obergeschoss zwei vollwertige Schlafräume, die eine Familiennutzung ermöglichen.
Durch das Freilegen der Deckenkonstruktion und einer Klinkerwand wird zum einen die Bauweise thematisiert, zum anderen entsteht ein Industriecharme mit Loft-Charakter, der einen die Enge des Reihenhauses vergessen lässt. Trotz des modernen Ambientes bleibt das alte Haus spürbar. Die Unebenheiten der alten Wände wurden bewusst belassen. Die ursprünglichen Holzfenster wurden nachgebaut - inklusive der Besonderheit, dass sich ein kleines Fenster im Fenster öffnen lässt. Und auch die schwarzen, runden Lichtschalter erinnern immer an das Alter des Hauses.
Zur Behaglichkeit trägt auch das Farbkonzept bei. Es wurden 12 verschiedene Farbtöne eingesetzt. Sie reagieren auf die Helligkeit der bestehenden Räume und schaffen so eine einheitliche und warme Stimmung.
Fotos: gorillaphoto.de